«Seemöwe» trotzt den Umständen
Die Branche leidet, dennoch hat sich dieser Betrieb etabliert: Die Verantwortlichen des Güttinger Hotels planen einen Neubau. Es entstehen zusätzliche Zimmer, mehr Seminarräume und sogar ein kleiner Wellnessbereich.
GÜTTINGEN. Seit gut fünf Jahren gehört die Güttinger «Seemöwe» Josef Bilgery. Der einheimische Unternehmer hatte das Hotel 2010 übernommen. Zu diesem Zeitpunkt war es heruntergewirtschaftet. Heute präsentiert sich die Situation ganz anders. Das Haus schreibt schwarze Zahlen, der Ruf ist gut, man stösst an Kapazitätsgrenzen.
Das ist vor allem das Verdienst von Geschäftsführerin Erika Harder, die den Betrieb seit 2012 führt. «Wir haben es trotz widriger Umstände geschafft, uns zu etablieren», erklärt Besitzer Josef Bilgery. Der Erfolg rufe geradezu nach einer Expansion.
Wellnessbereich mit Aussenpool
Diese bereiten Josef Bilgery und Erika Harder nun vor. Das Baugesuch für einen Neubau und den Umbau des bestehenden Gebäudes liegt der Behörde zur Prüfung vor. «Zum Glück haben wir uns Reserve-Bauland gesichert», betont der Eigentümer. Im Bereich des heutigen Kies-Parkplatzes und auf der angrenzenden Wiese soll der neue Hoteltrakt zu stehen kommen. Im Erdgeschoss sind hindernisfreie Zimmer, ein Seminarraum und ein kleiner Wellnessbereich mit Sauna, Indoor- und Aussenpool vorgesehen.
Baukörper fügt sich ein
Im ersten Geschoss gibt es Zimmer unterschiedlicher Grössen, darunter eine mehrräumige Suite und attraktive Junior-Suiten. Im Attikageschoss sind zwei Wohnungen, die vermietet werden. Mit dem U-förmig angeordneten Baukörper entsteht ein attraktiver Innenhof mit Aussenpool. Über die Tiefgarage mit Technikräumen wird der Neubau mit dem bestehenden Baukörper verbunden. Die Hotel-gäste gelangen somit direkt mit dem Lift in den Neubau, aber auch in das bestehende Gebäude. Für die Architektur verantwortlich ist die Kreuzlingerin Elisabeth Städler. Ihr war es wichtig, dass sich der Baukörper gut in die angrenzende Siedlungsstruktur einfügt. Bei der Konzeption der Zimmer standen der Wohl-Fühl-Charakter und die Privatsphäre im Vordergrund. Alle Zimmer verfügen über einen eigenen Aussenbereich. Generell werde auf die attraktive Gestaltung der Umgebung viel Wert gelegt.
Die ökologische Haltung unterstreiche die Bauherrschaft mit der Auswahl der vorgesehenen Baumaterialien. Auf dem Flachdach ist eine Thermosolaranlage für die Warmwasseraufbereitung vorgesehen, eine Photovoltaikanlage ist angedacht, die Wärmeerzeugung besteht aus einer Sole/Wasserwärmepumpe.
Die «Seemöwe» gewinnt mit dem Neubau 18 zusätzliche Zimmer. Der Umbau im bestehenden Gebäude betrifft vor allem den Eingangsbereich und den Saal, der stark vergrössert wird. «Das ermöglicht es uns, vermehrt Gesellschaften, zum Beispiel Hochzeiten oder ähnliches, betreuen zu können», sagt Erika Harder.
Zeitplan noch völlig offen
Die Seminar-Infrastruktur sei eine optimale Ergänzung. Mit dem Neubau verfüge man über genügend Zimmer, um in diesem Segment zu wachsen. Und schliesslich könne man mit dem Wellness- und Fitnessbereich den Gästen endlich auch ein internes Schlechtwetter-Programm anbieten. «Das ist aktuell unser grösstes Handicap.»
Der genaue Zeitplan für die Bauarbeiten ist noch nicht definiert. «Wir machen hier quasi eine Operation am offenen Herzen. Das ist eine besondere Herausforderung», erklärt Architektin Elisabeth Städler. Die Abläufe müssen genau koordiniert werden, damit der laufende Hotelbetrieb nicht zu stark tangiert wird.
Gemeinde sieht es positiv
Josef Bilgery betont, dass das Neubauprojekt für die «Seemöwe» eine wichtige Investition zur Betriebserweiterung, aber auch für die Region und Güttingen von nicht zu unterschätzender Bedeutung sei. Es gebe nur wenige vergleichbare Viersternehäuser im Kanton Thurgau.
Gemeindepräsident Urs Rutishauser sagt auf Anfrage, man begrüsse das Bauvorhaben grundsätzlich sehr. Der Bedarf nach mehr Betten sei bei der «Seemöwe» ausgewiesen. Die Gemeinde ist in das Projekt am Rande involviert. Sie will im Rahmen des Neubauprojekts eine unterirdische Trafostation zur Versorgungssicherheit des Quartiers erstellen.
St. Galler Tagblatt, 02.02.2016, 08.06 Uhr, Martina Eggenberger Lenz


